2.0 out of 5 stars
Für mich enttäuschend
Reviewed in Germany on 7 June 2019
Die Gesellschaft in den USA gerät immer mehr den Würgegriff von Drogen.
Drogensucht ist ein immer größeres Problem in sämtlichen sozialen Schichten des Landes.
Man denke an die schockierenden Berichte über das suchtauslösende Schmerzmittel Oxycodon oder das teuflische Crystal Meth, das spätestens mit der bereits legendären Serie Braking Bad besondere Berühmtheit erlangt hat.
Die Staatsmacht in den USA führt bekanntlich schon seit langem einen Krieg gegen die Drogen, in den 1980-ern war es noch das Kokain. Entsprechend gibt es zu diesen Themen auch zahlreiche Filme, insbesondere zur Drogenkriminalität.
Dieser neu erschienene Film stellt dagegen eine Vater-Sohn-Beziehung in den Mittelpunkt und erzählt in verschiedenen situationsbezogenen Handlungselementen die Belastung des Familienlebens durch die Drogensucht des Sohnes.
Da ist einerseits der moderne, tolerante und verständnisvolle Vater, der den Sohn seit der Kindheit liebevoll und umsichtig behandelt. Man wohnt in einem schönen Haus in Kalifornien, der Sohn ist begabt und soll auf ein gutes College gehen. Dann muss der Vater jedoch erkennen, wie das eigene Kind immer mehr den Drogen verfällt, Therapien und Entziehungskuren fehlschlagen. Es kommt immer wieder zu Rückfällen und Enttäuschungen, bis der Vater an die Grenze der Verzweiflung gerät und schließlich mit dem brutalen Gedanken konfrontiert wird, dem geliebten und einst scheinbar so perfekten Sohn nicht mehr helfen zu können.
Das alles wird filmisch sehr solide umgesetzt und wirkt auch überwiegend lebensnah und authentisch. Dennoch bleibt der Film meines Erachtens weit hinter seinen Möglichkeiten zurück.
Das erste Problem ist, dass der Film sich zwar auf die Beziehung zwischen Vater und Sohn konzentriert, dem Zuschauer jedoch keinerlei Anhaltspunkte dafür liefert, was denn nun der Grund dafür sein könnte, dass der Sohn den Drogen verfällt und ihnen trotz Unterstützung auch nie entkommen kann. Dies mag freilich in gewisser Hinsicht beabsichtigt sein, auch um dem Umstand Rechnung zu tragen, dass viele Angehörige im Fall einer Drogensucht einer ihnen nahestehenden Person die Schuld dafür ganz zu Unrecht bei sich suchen und nie einen nachvollziehbaren Grund für deren Abdriften ins Unheil finden.
An diesem Punkt bleibt jedoch eine eklatante Schwäche des Films. Der Zuschauer erfährt hier praktisch nichts, das ihm die Handlung plausibel machen könnte. Was fehlt dem Jungen in seinem Leben, was geben ihm die Drogen an scheinbarer Erleichterung, warum und wie besorgt er sich immer wieder Nachschub, wozu sucht er den Rausch und die Flucht in die Betäubung?
Ist da nicht doch irgendwo etwas? Alle diese naheliegenden Fragen werden nicht einmal in Ansätzen beleuchtet.
Überhaupt bleibt der Film auch psychologisch viel zu sehr an der Oberfläche und lässt damit fataler Weise keine wirkliche Identifikation mit den Hauptfiguren zu. Da sind immer nur der Vater und der Sohn mit ihrem Konflikt aus der Drogensucht, allerdings ohne irgendeine interessante und auch tiefergehende Komponente. Daneben bleibt gerade auch das sonstige Lebensumfeld der Figuren weitestgehend unbeleuchtet. Die Schulzeit, etwaige Freunde und später auch das College bleiben kleine, unbedeutende Nebensächlichkeiten bzw. nicht einmal das. Die hinzukommende Freundin etwa ist auch nur Mitkonsumentin der Drogen und bleibt genauso blass wie alle anderen Nebenfiguren.
Einen entscheidenden Beitrag zum negativen Gesamteindruck leistest leider auch der nicht besonders gelungene Erzählstil.
Immer wieder werden kurze Sequenzen und Dialoge ohne nachvollziehbares Konzept miteinander vermengt, mal sehen wir Szenen aus der Kindheit des Sohnes, dann kommt wieder ein ebenfalls nur kurzes Zwischenspiel in der Gegenwart. Hierbei können sich die Charaktere selbstredend auch nicht richtig entfalten. Es gibt in der Handlung ganz unterschiedliche Ansätze, die jedoch allesamt rudimentär und unvollendet bleiben, so setzt man dem Zuschauer einfach ein mehr oder weniger diffuses Stimmungsbild aus kleinen, unausgereiften Szeneschnipseln vor.
Mal ist der Sohn nüchtern, mal voll mit Drogen und am Ende, mal glücklich zuhause bei den Geschwistern, mal am College und wieder auf der Suche nach einem neuen Drogenkick, dazu dann noch eine Freundin, die sich gleich auch noch mit dem neuen Freund zusammen das Heroin in die Venen schießt und dabei fast stirbt, was aber dann wieder nur dazu führt, dass der Vater irgendwo während einer Wanderung an der Küste einen Anruf mit einer traurigen Nachricht bekommt und wieder mit sich und der Welt und seiner Situation im Allgemeinen hadert, bis er den Sohn wieder trifft und es wieder zu einem der vielen Gespräche kommt......
Auf diesem Niveau bewegt sich der Film jedoch gute zwei Stunden lang und das ist definitiv zu wenig. Es ist zu vermuten, dass die vielen positiven Kritiken eher dem Umstand geschuldet sind, dass der Streifen als pädagogisch wertvoll betrachtet wurde. Selbst das ist er jedoch für meine Begriffe nur begrenzt, weil er letztlich inkonsequent, unentschlossen und diffus bleibt.
Fazit:
Gesamteindruck: Eher schwach und enttäuschend. Handlung ohne erkennbares Konzept, fehlende Dramatik und echte Höhepunkte. Schauspielerische Leistungen gut, aber fehlender psychologischer Tiefgang.
71 people found this helpful